UMWELT UND LANDSCHAFTSSCHUTZ

Mit dem Klimawandel schmelzen Gletscher, extreme Wetterereignisse wie Starkniederschläge nehmen zu, und längere Trockenperioden erschweren die Wasserversorgung. Der Mehrzweckspeicher Gornerli ist eine Antwort auf diese Herausforderungen.

NEUE HERAUSFORDERUNGEN

Die Gletscher schmelzen, und mit ihnen verändern sich die Gewässersysteme der Hochgebirge – auch im Monte-Rosa-Gebiet. Laut aktuellen Prognosen wird der Gornergletscher zwischen 2045 und 2060 vollständig aus dem unteren flachen Bereich verschwinden. Der Rückzug des Gletschers legt eine Fläche frei, in der sich in den nächsten Jahrzehnten ein natürlicher See von etwa 3,5 Kilometern Länge bilden wird. Das Landschaftsbild verändert sich unabhängig vom Projekt Gornerli, auf natürliche Weise: Moränen, Felsen, Steine und ein grosser See statt Gletscher prägen künftig die Region.

In der sich derart veränderten Landschaft nutzt das Projekt Gornerli den Gletscherrückzug für den Bau einer rund 85 Meter hohen Staumauer und der Schaffung eines Wasserspeichers von ca. 150’000’000 m3.

Zukünftiger natürlicher (dunkle Fläche) und künstlicher (dunkle und helle Fläche) See, nachdem sich der Gletscher vollständig zurückgezogen hat (zwischen 2045 und 2060)

In den kommenden Jahren werden die Zuflüsse in den Gornerli-See aufgrund der Gletscherschmelze ansteigen, bevor sie allmählich wieder abnehmen und sich dann stabilisieren. Das nutzbare Volumen des Stausees wird nach der Inbetriebnahme schrittweise ansteigen und nach dem vollständigen Rückzug des Gletschers voll genutzt werden können. Zurzeit werden mit Unterstützung der ETH Zürich und weiterer externer Fachleuten die Entwicklung der zukünftigen Zuflüsse, die Topologie des freiwerdenden Geländes und der Gletscherrückgang modelliert. Zusätzliche Sondierbohrungen im Sommer 2025 sollen weitere wichtige Erkenntnisse liefern. Basierend auf diesen Ergebnissen erfolgt dann im Rahmen der Bauprojektierung die definitive Dimensionierung der geplanten Stauanlage.

SCHUTZGEBIET UND INTERESSENSABWÄGUNG

Der geplante Wasserspeicher entsteht an einem topographisch günstigen Standort: In einer natürlichen Talverengung, mit grossem Wassereinzugsgebiet und geringer Sichtbarkeit. Das Projekt umfasst eine ca. 85 Meter hohe und ca. 245 Meter lange Bogenstaumauer sowie eine unterirdische Pumpstation. Der Gornerli-Stausee ist ein reiner Wasserspeicher, der in die Kraftwerksinfrastruktur der Grande Dixence integriert wird. Deshalb müssen weder neue Wege noch Strassen oder Hochspannungsleitungen gebaut werden.

Der Standort der Staumauer und des zukünftigen Wasserspeichers befindet sich im BLN-Gebiet Dent-Blanche-Matterhorn-Monte Rosa. Die Umwelt und die Landschaft sind bestmöglich zu schützen, die geltende Gesetzgebung bildet dabei die rechtliche Grundlage. Nicht verhinderbare Auswirkungen sind durch passende Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen zu kompensieren. Um den bestmöglichen Schutz und gezielte Kompensationsmassnahmen zu erreichen, wird im Rahmen der derzeit laufenden Umweltverträglichkeitsprüfung intensiv mit den zuständigen Behörden, externen Fachleuten und verschiedenen Interessensvertretern zusammengearbeitet. Das Ziel besteht darin, gemeinsam Lösungen zu finden, die eine ausgewogene Balance zwischen Schutz und Nutzung ermöglichen.

Visualisierung der Bogenstaumauer im Sommer und Winter (talseitig).

ERSATZ- UND AUSGLEICHSMASSNAHMEN

Zusätzlich zu den projektspezifischen Massnahmen sind nach geltender Gesetzgebung Ersatzmassnahmen erforderlich, um die baulichen Auswirkungen zu kompensieren. Für die Projekte des Runden Tisches sind darüber hinaus zusätzliche Ausgleichsmassnahmen erforderlich. Sowohl die Ersatz- als auch die Ausgleichsmassnahmen werden von der Bauherrschaft in enger Zusammenarbeit mit der Begleitgruppe Umwelt bestimmt. Der Prozess der Festlegung und Umsetzung der zusätzlichen Ausgleichsmassnahmen ist Gegenstand der politischen Diskussion.

Die Umsetzung aller Kompensationsmassnahmen innerhalb der Gemeinde Zermatt ist nicht realistisch. Deshalb sind Lösungen auf Kantons- oder Bundesebene notwendig. Zudem besteht die Gefahr, dass die Festlegung, Genehmigung und Realisierung dieser Kompensationsmassnahmen viel Zeit in Anspruch nimmt und das Hauptprojekt unnötig verzögert.

AUSWIRKUNGEN AUF DEN TOURISMUS

Das Abschmelzen des Gornergletschers und die damit verbundene Bildung eines natürlichen Sees wird das Landschaftsbild im gesamten Monte-Rosa-Gebiet verändern. Das Gornerli-Projekt sieht einen breiteren und höheren See sowie eine Staumauer vor. Das Monte-Rosa-Gebiet wird unter anderem für Gletschertrekking, Skitouren und Heliskiing genutzt. Der durch den Klimawandel entstehende natürliche See und der Bau der Staumauer haben Auswirkungen auf die Abfahrt Richtung Zermatt: Die Skifahrenden müssen die Talenge bei der Staumauer durchqueren. Die Bauherrschaft sowie Vertreterinnen und Vertreter der Bergführerschaft, der SAC-Hütte Monte Rosa und der Gemeinde Zermatt sind seit Anfang 2024 im Rahmen der Begleitgruppe Umwelt und einer zusätzlichen Arbeitsgruppe in engem Kontakt, um gemeinsam eine möglichst einfache Abfahrt Richtung Zermatt zu realisieren. Zurzeit wird die Variante mit einem ca. 1.5 km langen Tunnel diskutiert.

Cookie-Einwilligungserklärung
Indem Sie Ihren Besuch auf dieser Website fortsetzen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies zur Verbesserung Ihres Nutzererlebnisses und zur Erstellung von Besuchsstatistiken einverstanden. Über nachstehende Schaltflächen können Sie Ihre Cookie-Einstellungen anpassen.
Meine Einstellungen